Fast-Fashion: Das Projekt „der Stuhl“ weiter gedacht

Text: Tim Jäger

Das Projekt

Beginnen wir mit der Frage: Was ist Fast-Fashion eigentlich? Fast Fashion bezieht sich auf ein Geschäftsmodell in der Modeindustrie, bei dem Kleidung schnell und kostengünstig produziert wird, um den neuesten Modetrends zu entsprechen. Das Hauptziel von Fast-Fashion-Marken besteht darin, eine hohe Anzahl an Produkten in kurzer Zeit auf den Markt zu bringen, um die Nachfrage der Konsument:innen nach aktuellen Modestilen zu bedienen.

Typischerweise werden bei der Fast-Fashion-Produktion kostengünstige Materialien eingesetzt und Arbeitskräfte schlecht bezahlt, um die Kosten niedrig zu halten. Die Kleidung wird oft in Massenproduktion hergestellt und unterliegt einem schnellen Produktions- und Vertriebszyklus. Dies bedeutet, dass Kollektionen schnell veraltet sind und regelmäßig durch neue ersetzt werden.

Fast-Fashion hat einige Auswirkungen auf die Umwelt und die Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie. Aufgrund der hohen Nachfrage und des schnellen Umsatzes werden große Mengen an Ressourcen wie Wasser, Energie und chemische Substanzen verwendet. Zudem sind die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, in denen die Kleidung hergestellt wird, oft schlecht.

In den letzten Jahren ist ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die negativen Auswirkungen von Fast-Fashion entstanden. Viele Verbraucher:innen bevorzugen mittlerweile nachhaltigere und ethischere Alternativen gegenüber schnellen Modetrends. Doch trotz wachsendem Bewusstsein, sind die günstigen Preise der Fast Fashion für die Verbraucher:innen verlockend.

Durch dieses Vorwissen im Bereich Fast-Fashion, welches ich zum Großteil auch während meiner Arbeit im Modebereich erlangen konnte, entschied ich mich Rahmen der Ausstellung des Seminars etwas aus diesem Bereich zur Ausstellung beizutragen. Dabei fiel mir sofort mein Stuhl in meinem Zimmer auf, der eigentlich nur dazu dient, die getragene Kleidung der Woche zu sammeln.

Da ich diese Praxis auch bei anderen beobachten konnte und nach positivem Feedback von meinen Kommiliton:innen, war für mich klar, dass ich einen solchen Stuhl für die Ausstellung entwerfen möchte. „Der Stuhl“ wie ich mein Projekt ganz simpel genannt habe, ist ein Liegestuhl, den ich mit im Seminar gesammelter Kleidung ‚bewarf‘, um das Aussehen dieser Stühle authentisch nachzustellen. Um meine Botschaft für alle zum Ausdruck zu bringen, entwarf ich einen Hang-Tag, wie man sie an neuer Kleidung findet, für den Stuhl. In diesem Hang-Tag führte ich meine Botschaft und Gedanken zum Stuhl aus und fügte einige Grafiken und Bilder ein, die ich passend zum Thema der „schnellen Mode“ entwarf:

Die Botschaft

„Wir alle kennen das: man kommt nach einem langen Tag nach Hause und die Kraft reicht nur noch dafür aus, die getragenen Sachen auszuziehen und auf den nächsten Stuhl im Raum zu werfen.

Dabei vergeht eine Woche sehr schnell und plötzlich finden wir einen Haufen von Klamotten, die wir die Woche über getragen haben im Zimmer. Nach einem Blick in den Kleiderschrank wird bewusst, wie viel Kleidung wir besitzen, auch weil jede Saison mit neuen Kollektionen lockt. Eben „Fast Fashion“!

Mit diesem Ausstellungsstück möchte ich nicht vorwerfen, sondern daran erinnern, dass weniger manchmal mehr ist und wir alle, was zu viel ist, auch teilen können.

Alle in diesem Ausstellungsstück verwendeten Materialien wurden gespendet.“

Der Stuhl

Die Grafiken

Die Grundlage für die Grafiken habe ich mithilfe der Künstlichen Intelligenz (KI) des Bing-Creators erstellt. Hierbei habe ich die Begriffe „Fast-Fashion“, „Zukunft“, „dunkel“, „Highway“ und „Wald“ in die Eingabezeile des Bing-Creators eingegeben. Dies waren die ersten Begriffe, die mir einfielen als ich intensiv über das Thema nachgedacht habe und überlegt habe wie ich diese Gedanken zum Ausdruck bringen kann.

Anschließend habe ich einzelne Grafiken heruntergeladen und mit InDesign weiter bearbeitet und meine Botschaft „slowdown Fashion“ integriert.

Mit den Grafiken möchte ich diese düstere Zukunftsprognose illustrieren, die uns bei bleibender Ressourcenverschwendung erwartet. Gleichzeitig sollen sie unsere gegenwärtige hochgradig beschleunigte Gesellschaft und die damit einhergehende Wegwerfmentalität widerspiegeln.

Die „schmutzige Wäsche“ der Fast Fashion

Die Modeindustrie hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Veränderung erlebt, die eben durch die Entstehung des Phänomens Fast Fashion vorangetrieben wurde. Dieser Trend hat dazu geführt, dass Kleidung zu einem schnell abgenutzten Wegwerfartikel geworden ist, der schnell produziert und noch schneller entsorgt wird. Die Fast-Fashion-Industrie hat zweifellos einen enormen Einfluss auf unsere Gesellschaft und unsere Umwelt. Im Folgenden möchte ich die schädlichen Auswirkungen der Fast Fashion beleuchten: der erste Teil konzentriert sich auf die Frage nach der Umweltzerstörung und der sozialen Ausbeutung im Zusammenhang mit Fast Fashion; daran anschließend wird ein Lösungsvorschlag zweier Autor:innen zu dieser Thematik kurz skizziert.

Umweltzerstörung durch Fast Fashion

Ressourcenverschwendung

Die Fast-Fashion-Industrie produziert Massenkleidung zu extrem niedrigen Preisen, was zu einer Ressourcenverschwendung führt. Materialien wie Baumwolle, Polyester und andere synthetische Fasern werden in großen Mengen benötigt, um die unersättliche Nachfrage nach billigen Kleidungsstücken zu decken. Laut Forschung des Umweltbundesamts wird für den Anbau von zum Beispiel einer Tonne Baumwolle ca. 3.600 bis 26.900 m³ Wasser verbraucht. Dies führt zu einem alarmierenden Verbrauch von Wasserressourcen, der in vielen Regionen der Welt bereits zur Wasserknappheit führt. (vgl. Umweltbundesamt 2019)

„Der hohe Wasserverbrauch beim Baumwollanbau […] führte unter anderem zum Austrocknen des Aralsees.“ (Umweltbundesamt 2019)

Quelle und für weitere Infos siehe: Umweltbundesamt (2019): „Die Umweltauswirkungen der Textilindustrie“ Ganzer Artikel

Umweltverschmutzung

Die Herstellung von Textilien und Kleidung in der Fast-Fashion-Industrie ist mit erheblicher Umweltverschmutzung verbunden. Chemikalien wie Pestizide, Färbemittel und Lösungsmittel werden in großen Mengen eingesetzt und belasten Böden und Gewässer. Ein Bericht des Umweltbundesamtes (2019) zeigt, dass die Textilindustrie weltweit für etwa 20 Prozent der globalen Wasserverschmutzung verantwortlich ist. Darüber hinaus produzieren die synthetischen Fasern in der Fast-Fashion-Industrie Mikroplastikpartikel, die in die Ozeane gelangen und die marine Tierwelt gefährden.

„Die Textilindustrie gehört zu den großen Nutzern gefährlicher Chemikalien und weltweit zu den Hauptverschmutzern von Trinkwasser. Seit vielen Jahren müssen Bewohner:innen in Entwicklungs- und Schwellenländern dabei zusehen, wie sich ihre Flüsse bunt färben – weil Abwässer ein- geleitet werden, die bei der Färbung und Verarbeitung von Kleidung für globale Markenfirmen entstehen.“

Quelle und für weitere Infos siehe: (Greenpeace 2018: 7) Ganzer Artikel

Soziale Ausbeutung in der Fast Fashion

Niedrige Löhne und unsichere Arbeitsbedingungen

Die Fast-Fashion-Industrie basiert auf einem Modell, das auf geringen Kosten und schneller Produktion beruht. Dies führt oft zu niedrigen Löhnen und unsicheren Arbeitsbedingungen für die Arbeiter:innen in den Produktionsländern. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Menschenrechte (2023) leben viele Beschäftigte in der Textilindustrie in Armut und sind gezwungen, lange Arbeitszeiten zu akzeptieren, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

„Oft werden Arbeits-, Sicherheits- und Umweltstandards entlang der Lieferketten nicht eingehalten. Die Pflicht, die Menschenrechte zu schützen, liegt grundsätzlich beim Staat, doch kommt Unternehmen eine Verantwortung zu, die Menschenrechte zu achten, gerade da, wo der staatliche Schutz ausbleibt.“

Quelle und für weitere Infos siehe: (Deutsches Institut für Menschenrechte 2023) Ganzer Artikel

Kinderarbeit

Trotz internationaler Vereinbarungen und Gesetzen kommt es in der Fast-Fashion-Industrie immer noch zu Kinderarbeit. Kinder werden oft in den Fabriken eingesetzt, um die hohe Nachfrage nach billiger Kleidung zu bedienen. Dies führt zu einem Teufelskreis aus Armut und fehlender Bildung, der die betroffenen Gemeinschaften langfristig belastet.

„Fast alle zwei Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind unter 5 Jahren.“

„160 Millionen Mädchen und Jungen gehen einer Form von ausbeuterischer Kinderarbeit nach.“

Quelle und für mehr Infos: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2021 Ganzer Artikel

Um diesen Trends entgegenzuwirken kam es zur Einführung von sogenannten Grünen Siegeln. Dabei werden Träger dieser Siegel permanent auf das Einhalten von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten überprüft. Wie gut das wirklich funktioniert fragen Kirsten Brodde und Volker Gaßner (2018) in ihrem Kapitel „Modekonzerne auf dem Catwalk der Greenpeace-Detox-Kampagne“ im Sammelband CSR und Fashion. Nachfolgend fasse ich diese Erkenntnisse kurz zusammen.

Täuschende Werbeversprechen

Die Modekette Hennes&Mauritz (H&M) wirbt intensiv mit Recycling, betont die Rücknahme und Wiederverwertung alter Kleidung. Es wurde jedoch aufgedeckt, dass H&M große Mengen unverkaufter Kleidung verbrennt, was das Vertrauen der Kunden untergräbt. (Brodde/Gaßner 2018: 172)

Strategische politische Bewegungen

Im Jahr 2014 wurde das „Bündnis für nachhaltige Textilien“ ins Leben gerufen, bei dem Unternehmen freiwillig bessere Arbeitsbedingungen und Umweltschutz-Maßnahmen versprachen. Doch das Projekt erzielte kaum messbare Fortschritte und wird als „folgenloser Debattierzirkel“ kritisiert. (Ebd. 173)

Getarnte Unklarheit

C&A rühmt sich als größter Anbieter von Bio-Baumwolle, zählt jedoch auch weniger strenge Standards wie „Better Cotton“ als „nachhaltige Baumwolle“. Diese Verwirrung für die Kund:innen, dass C&A beide Angebote unter der Bezeichnung Bio-Baumwolle führt, wird offenbar bewusst in Kauf genommen. (Ebd.: 173)

Scheinlösungen mit Technologie

Die Outdoor-Industrie setzt auf technische Lösungen, um das Problem von Mikroplastik in Gewässern anzugehen. Doch die tatsächliche Wirksamkeit solcher Lösungen ist fraglich, und könnten eher dazu dienen, die eigene Geschäftspraxis zu schützen, anstatt das Problem effektiv anzugehen. (Ebd.: 174)

Hierbei zeigt sich, dass die Einführung solcher Regulierungen, das große Geschäft mit der Fast-Fashion nicht wirklich einschränken kann. Kirsten Brodde und Volker Gaßner verdeutlichen wie Unternehmen in der Textilindustrie verschiedene Strategien einsetzen, um den Eindruck von Nachhaltigkeit zu erwecken, obwohl die Umsetzung oft unzureichend oder sogar irreführend ist. Von täuschender Werbung über taktische politische Schritte bis hin zu fragwürdigen technologischen Lösungen werden diverse Methoden genutzt, die die tatsächlichen Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit gefährden können. Es scheint also als ob die größte Macht der Umsetzung bzw. Durchsetzung dieser Ziele bei den Konsument:innen selbst liegt. Daher möchte ich nun Brodde und Zahn folgend einen Lösungsansatz aufzeigen.

Der „Mode-Fahrplan“ von Kirsten Brodde und Alf-Tobias Zahn liefert nützliche Tipps, der Wegwerfmode selbst den Kampf anzusagen. Dabei formulieren die Autor:innen „10 Schritte gegen die Wegwerfmode“:

„1. Vorhandenes neu entdecken

Einfacher geht es eigentlich gar nicht: Öffnen Sie Ihren Kleiderschrank und entdecken Sie noch einmal neu, was Sie bereits besitzen…“

„2. Lieblingsstücke reparieren

Der dicke Strickpulli passt zwar zum neuen Rock, hat aber ein Loch? Lang lebe der Pullover! Wenn man etwas schätzt, kümmert man sich ganz automatisch darum…“

„3. Ungeliebtes verändern

Was beim Kleiderschrankexperiment noch keine neue Verwendung gefunden hat, muss nicht zwangsläufig weggeschmissen werden. Machen Sie daraus einfach etwas Neues. Heute heißt das upcyceln…“

„4. Und sonst: weitergeben

Sie und die Hose, Sie kommen doch nicht mehr zusammen? Dann schenken Sie ihr ein zweites Leben. Geben Sie sie an Freundin oder Bruder weiter…“

„5. Neues gewünscht? Secondhand!

Trotz neuer Kombis könnte Ihr Kleiderschrank frischen Wind vertragen? Das muss nicht Neukauf heißen, denn Vintage ist voll angesagt. Stöbern durch vergangene Zeiten kann man inzwischen in etlichen gut sortierten Secondhand-Läden und Vintage-Boutiquen…“

„6. Nichts gefunden? Einfach tauschen!

Organisieren Sie eine Tauschparty mit Freundinnen und tauschen Sie sich aus!…“

„7. Mehr Abwechslung gewünscht? Leihen ist der neue Trend

Was bei Autos oder Bohrmaschinen schon üblich ist, kommt auch bei Kleidung in Mode. Leihen Sie Kleidung für spezielle Anlässe…“

„8. Nichts hat geholfen? Dann kaufen Sie neu – aber richtig

Die Strickjacke ist so schön, Sie wollen Sie einfach haben? Dann ist das kein Problem. Achten Sie bei neuer Kleidung darauf, dass sie öko und fair ist…“

„9. Unsicher beim Kauf? Darauf können Sie achten

Orientierung beim Kauf öko-fairer Kleidung bieten nicht nur spezielle Stores, in denen man sich persönlich beraten lassen kann, sondern auch die Textilsiegel…“

„10. Zu guter Letzt: Machen Sie sich frei

Lassen Sie sich nicht bevormunden von einem Modediktat, dass heute schulterfrei und morgen Tigerprints vorschreibt. Finden Sie Ihren eigenen Stil und widerstehen Sie dem ständigen »Kauf mich« der Werbeindustrie…“

(Kirsten Brodde/Alf-Tobias Zahn, 2018: 18-23)

Die ausführlichen Beschreibungen der „10 Schritte gegen die Wegwerfmode“ finden Sie / findet ihr in der Publikation Einfach anziehend.

Passend zu diesen 10 Schritten, die jede:r von uns gehen kann, möchte ich an dieser Stelle die Designaktivistin und Professorin für Nachhaltigkeit und Design Kate Fletcher zitieren. Sie ermutigt dazu eigene alternative Wege zu gehen und neue Wege zu schaffen:

„What I have come to realise is that to use is to act, to forge a more engaged future of our own choosing and, in so doing, to provide us with an opportunity to develop the capacity and skills to navigate our own route not just through our fashion choices, but also through life. It is as the Spanish proverb so deftly states, ‘There is no path. Paths are made by walking’. We are the makers of alternative routes. The craft of use is a stance and avenue of action for a different future.“(Kate Fletcher 2016)

Kate Fletcher setzt sich in ihrer Publikation Craft of Use: Post-Growth Fashion kritisch mit der Fast-Fashion-Kultur auseinander und erörtert eine Alternative, die mich auch in meinen Grafiken inspirierte: Slow Fashion. Slow Fashion soll den Gegenpol der Fast Fashion bilden und dazu beitragen, dass schnelllebige Mode eben auch mal zu langlebiger Mode wird.

Fletcher zeigt auf, wie ein nachhaltigerer Ansatz in der Modeindustrie aussehen kann, der auf Langlebigkeit, Qualität und ethischer Herstellung beruht. Wer sich noch näher mit dem Thema auseinander setzen möchte, sei dieses Buch empfohlen.

Gegenwart und Zukunft

Die rasch wachsende Modeindustrie hat in den vergangenen Jahrzehnten einen beispiellosen Anstieg erlebt und hat grundlegende Auswirkungen auf die Konsumgewohnheiten bewirkt. Dennoch sind bei diesem globalen Trend bedeutende Folgen aufgetreten. Die Konsequenzen der Fast Fashion für die Umwelt und die Gesellschaft sind deutlich und benötigen dringend Aufmerksamkeit und Maßnahmen, die nachhaltig eine Veränderung bewirken können.

Einer der alarmierendsten Aspekte der „schnellen Mode“ ist zweifellos ihre ernsthafte ökologische Belastung. Jeden Sommer hören wir von neuen Temperaturrekorden – gerade jetzt müssen wir solchen Belastungen, Lösungen entgegensetzen. Die hohe Nachfrage nach preiswerter Bekleidung hat zu einer immensen Nutzung natürlicher Ressourcen geführt. Materialien wie Baumwolle und Polyester werden in großen Mengen produziert, wobei der hohe Wasserverbrauch, insbesondere bei der Baumwollherstellung, besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Untersuchungen von Greenpeace (2018) haben gezeigt, dass für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts mehr als 2.700 Liter Wasser benötigt werden. Eine beeindruckende Zahl wenn man bedenkt, dass in vielen Regionen aufgrund der längeren Trockenphasen immer mehr Wasser für die Menschen fehlt.

Neben der beträchtlichen Umweltverschmutzung aufgrund des Einsatzes von Chemikalien während der Produktion und der Freisetzung von Mikroplastikpartikeln haben auch die Entsorgung von Textilien und die hohe Produktionsrate zu einem enormen Anstieg von Textilabfällen geführt. Die Mentalität der Wegwerfgesellschaft, gefördert durch die kurze Lebensdauer der Artikel, verschärft dieses Problem zusätzlich. Daher ist es dringend erforderlich, dass die Modebranche, Konsument:innen und Regierungen gemeinsam handeln, um ein System zu fördern, welches auf Recycling und Wiederverwendung basiert, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Neben den schwerwiegenden ökologischen Auswirkungen ist die soziale Ausbeutung ebenfalls ein wichtiger Punkt, der nicht ignoriert werden kann. Das Streben nach niedrigen Produktionskosten führt oft zu schlechten Arbeitsbedingungen und Niedriglöhnen für die Arbeiter:innen in den Produktionsländern. Zudem bleibt Kinderarbeit in einigen Regionen trotz internationaler Vereinbarungen und Gesetzen ein ernsthaftes Problem, das die Rechte und das Wohlergehen von Kindern gefährdet. Diese beunruhigenden sozialen Aspekte erfordern ein dringendes Umdenken der Unternehmen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen und eine Stärkung des sozialen Gedankens und Praxis entlang der Lieferkette.

Festhalten möchte ich, dass die „schnelle Mode“ nicht nachhaltig ist und erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Menschen hat. Die Konsument:innen spielen für mich dabei eine der wichtigsten Rollen, indem sie bewusste Kaufentscheidungen treffen, bei denen sie statt Fast Fashion zu kaufen, nachhaltige Modelabels unterstützen können. Ebenso ist es von großer Bedeutung, dass die Modeindustrie ihre Produktions- und Beschaffungspraktiken überdenkt und sich auf nachhaltige Materialien und faire Arbeitsbedingungen konzentriert. Die Erfolgschancen halte ich persönlich leider für sehr gering, solange die Konsument:innen weiterhin zeigen, dass das System Fast Fashion funktioniert. Ich denke Regierungen sollten ebenfalls tätig werden und sind für mich in diesem Bereich unterrepräsentiert. Die Einführung von Gesetzen und Vorschriften, die soziale Verantwortung und Umweltschutz in der Modebranche fordern, sind dringend von Nöten und sollten mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen.

Letztendlich ist eine nachhaltige, verantwortungsvoller und gerechte Ausrichtung der Modebranche nur durch die gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten möglich. Ich denke aber der erste Schritt liegt bei uns Konsument:innen: Indem wir uns bewusst für qualitativ hochwertige und langlebige Kleidung entscheiden, den Konsum einschränken und auf Recycling setzen, können wir einen positiven Wandel in der Modeindustrie herbeiführen.

Es liegt in unserer Verantwortung, den Weg für eine bessere Zukunft zu ebnen.

Literatur

Brodde, Kirsten / Gaßner, Volker (2018): „Modekonzerne auf dem Catwalk der Greenpeace-Detox-Kampagne“, in: René Schmidpeter/Dr. Jürgen Meyer/Peter Heinrich, CSR und Fashion, Köln, Springer-Verlag, S. 172–174.

Brodde, Kirsten / Zahn, Alf-Tobias (2018): Einfach Anziehend, München, oekom Verlag 2018

Fletcher, Kate (2016): Craft of Use: Post-Growth Fashion, Oxon/New York, Routledge.

Online-Artikel

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2021): „Agents of Change“, [online] https://www.bmz.de/resource/blob/85300/bmz179-agents-of-change-210701.pdf

Deutsches Institut für Menschenrechte (2023): „Wirtschaft und Menschenrechte“, [online] https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/themen/wirtschaft-und-menschenrechte

Greenpeace (2018): „Detox Destination Zero: Sieben Jahre Entgiftung der Textilindustrie“, [online] https://www.greenpeace.de/publikationen/s02231-greenpeace-report-2018-detox-destination-zero.pdf

Umweltbundesamt (2019): „Die Umweltauswirkungen der Textilindustrie“, [online] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/industriebranchen/textilindustrie#die-umweltauswirkungen-der-textilindustrie-