Ausstellung «decolonize decarbonize Siegen»

Kuratieren, Klimakatastrophe und Dekolonisierung

Wie können wir uns angesichts von Artensterben und Klimakatastrophe im Sinne der Klimagerechtigkeit sorgen um Praktiken der Dekolonisierung und Dekarbonisierung – auf globaler und lokaler Ebene? Und wie lassen sich diese Themen medial vermitteln und ausstellen?

Auf den Spuren von dekolonialen und öko/queer/feministische Politiken folgte das Seminar „decolonize decarbonize. Kuratieren im Kontext von Dekolonisierung und Klimakatastrophe“ der Frage, wie Ausstellen und Kuratieren im Kontext von Dekolonisierung und Klimakrise gedacht und praktiziert werden können. Lektüren zu Klimakrise und Dekolonisierung kombinierten wir mit Texten zu kritischen Ausstellungspraktiken.

Gemeinsam befragten wir das Medium der Ausstellung und reflektierten Themen wie Ökofeminismus, Extraktivismus, Umweltrassismus, queere Ökologien, Diskurse um das Planetarische und das Anthropozän sowie die Rolle der Menschen auf dem Planeten und als Teile einer technologischen Umwelt.

Entlang künstlerischer, kuratorischer, aktivistischer Praktiken beleuchten wir soziale, ökonomische und ökologische Denk- und Handlungsweisen und Praktiken des Widerstands. Wir fragten, in welcher Welt wir leben (wollen), wie das Dekolonisieren der Natur und Politiken der Ökologie gestaltet sein könnten, blieben unruhig und schöpften Hoffnung durch Handeln.

Die Ausstellung

Das Ausstellungsprojekt „decolonize decarbonize Siegen“ thematisierte Spuren des Kolonialismus und Fragen der Dekarbonisierung in und um Siegen.

Die ausgestellten studentischen Projekte beschäftigen sich mit Themen wie Siegen als Autostadt, Fast Fashion und Slow Fashion, Wald und Klimawandel, studentische Mobilität und FLINTA*-Mobilität, Blindenfreundlichkeit, Stadtgärten und deren Diskurse, dem HerrenGarten und dem Siegener Wahrzeichen „Krönchen“ und deren koloniale Kontexte.

Die Ausstellung zeigte Poster zu den einzelnen Projekten; Ausstellungsobjekte wie einem Stuhl aus Second-Hand-Klamotten gefertigt; digitale Medienprojekten wie einer interaktiven Karte zur Frage, wie blindenfreundlich und barrierefrei Siegen ist, den Instagram-Kanal sowie eine kollaborative digitale Mind-Map; und bot einen Büchertisch mit Publikationen, eine Literaturliste und ein Glossar zum Mitnehmen – alles entwickelt von Studierenden.

Die Pop-Up Ausstellung fand statt am 11.07.2023 im Campus Unteres Schloss der Universität Siegen.

Präsentation der Poster
Büchertisch zu zentralen Publikationen und Quellen
Ausstellungsobjekt „Der Stuhl“ von Tim Jäger zum Thema Fast Fashion
Interaktive Karte zum Thema Blindenfreundlichkeit in Siegen von Felix Norkeit

Unsere Ausstellungsprinzipien

Im Kontext einer dekolonialen Strategie und nach den Prinzipien von Gleichheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Zugehörigkeit, war es uns ein Anliegen, eine diskriminierungsfreie Ausstellung umzusetzen, die sich anti-rassistisch, anti-sexistisch, anti-ableistisch, anti-ageist positioniert.

Dekoloniales Design reflektierend und dem Grundsatz folgend, dass Gestaltung eine machtvolle Geste ist, die aber auch Raum lässt für Intervention, entschieden wir uns dafür, eine Schriftart aus der queer/feministischen frei zugänglichen, Open-Source Typografie-Sammlung Badass Libre Fonts by Womxn auszuwählen.

Im Interesse der Dekarbonisierung arbeiteten wir in unserer Ausstellung mit recyclebaren, vorhandenen oder Secondhand-Materialien. Um Lieferwege möglichst kurz zu halten, haben wir für die Poster mit UniPrint kooperiert.

Exkursionen

Um kuratorischer Praktiken vor Ort zu erleben und Medien des Ausstellens zu erforschen machten wir Exkursionen zu Museen und Ausstellungsräumen.

Bei unserem Besuch der multimedialen Ausstellung „Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, weʼre gonna be alright and this is our show“ im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund reflektierten wir Themen wie mehr-als-menschliche Symbiosen im Zeitalter des Anthropozäns, Extraktivismus, Steinkohlebergbau und Hexerei, Pionierpflanze und ‚invasiven‘ Arten, Kohlendioxyd und Geoengineering.

„Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show”, 28. April 2023, HMKV Hartware MedienKunstVerein im Dortmunder U. Foto: Magdalena Götz
„Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten – We grow, grow and grow, we’re gonna be alright and this is our show”, 28. April 2023, HMKV Hartware MedienKunstVerein im Dortmunder U. Foto: Magdalena Götz

Im Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt in Köln reflektierten wir in einer Führung mit Mira Parthasarathy durch die Dauerausstellung „Themenparcours – Der Mensch in seinen Welten“ das Ausstellungskonzept des Museums mit dessen kulturell-vergleichendem Ansatz und die dekolonialen Strategien und Interventionen auf musealer Ebene. 

Mira Parthasarathy führt uns durch die Dauerausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, Foto: Magdalena Götz

Wir besuchten die Sonderausstellungen „Artist Meets Archive #3: Lebohang Kganye. Shall You Return Everything, but the Burden“, „FIRST PAGES. Counter Images | Gegenbilder“ und „I MISS YOU. Über das Vermissen, Zurückgeben und Erinnern“.

Die südafrikanische Künstlerin, Fotografin und Geschichtenerzählerin Lebohang Kganye setzte sich mit der Fotosammlung des Museums auseinander und antwortet mit symbolischen Gesten der Rückgabe und Bedeutungsverschiebungen auf die kolonialen Inhalte des Sammlung sowie auf die deutsch-kamerunische Kolonialgeschichte. Für ihre filmischen und fotografischen Arbeiten verwendet die Künstlerin vorhandenes Bildmaterial, um neue Bilder und Geschichten zu produzieren.

Lebohang Kganye, A Burden Consumed in Sips © Lebohang Kganye Mov Productions


Ausstellungs- und Projektteam (B. A.): Steffen Blättermann, Lea Groos, Deren Gül, Tim-Philip Jäger, Jakob Kulawik, Iresa Qubreli, Jan Schulte, Vildan Sönmez; Magdalena Götz (Seminarleitung)

Ein Projekt von B. A.- und M. A.-Studierenden der Medienwissenschaft in Seminaren von Prof. Dr. Julia Bee und Magdalena Götz, M. A.